Die weltweite Fettleibigkeitsrate bei Kindern und Jugendlichen übersteigt erstmals die Untergewichtsrate.

Einem am Dienstag veröffentlichten UNICEF-Bericht zufolge ist Fettleibigkeit in diesem Jahr weltweit die häufigste Form der Unterernährung bei Kindern und Jugendlichen im Schulalter und hat damit erstmals Untergewicht übertroffen.
Laut dem Bericht „Feeding the Business: How Food Environments Endanger Childhood Well-being“ (Das Geschäft ernähren: Wie die Ernährungsumgebung das Wohlbefinden von Kindern gefährdet) sind derzeit insgesamt 188 Millionen Kinder und Jugendliche (im Alter von 5 bis 19 Jahren) oder jedes zehnte Kind fettleibig.

Auch Kinder leiden häufig unter den Folgen von Übergewicht. Foto: iStock
„Es stellt einen sehr wichtigen Wandel in der Art und Weise dar, wie Regierungen und die internationale Gemeinschaft mit Unterernährung umgehen. Traditionell haben wir weltweit an der Prävention und Behandlung von Unterernährung gearbeitet, aber das hat sich geändert“, sagte Mauro Brero, leitender Ernährungsberater bei UNICEF, gegenüber EFE.
Der Experte weist darauf hin, dass die Trends mittlerweile in sehr unterschiedliche Richtungen gehen: Seit dem Jahr 2000 ist die Prävalenz von Untergewicht bei Kindern von 13 % auf 9,2 % gesunken, während die Fettleibigkeit von 3 % auf 9,4 % zurückgegangen ist.
Tatsächlich ist die Fettleibigkeit derzeit in allen Regionen der Welt mit Ausnahme von Afrika südlich der Sahara und Südasien häufiger als Untergewicht. Laut UNICEF ist die Situation in Regionen wie Lateinamerika und der Karibik (39 % der Kinder zwischen 10 und 14 Jahren sind fettleibig), Nordamerika (45 % auch in dieser Altersgruppe), dem Nahen Osten und Nordafrika (36 %) sowie Westeuropa (28 %) besonders besorgniserregend.

Im Jahr 2021 starben in den USA 2,8 Millionen Menschen an Adipositas-bedingten Krankheiten. Foto: Erick Renata
Besonders hervorzuheben sind Länder wie Spanien, wo trotz der mediterranen Küche und den neuesten Daten 31 % der Kinder und Jugendlichen im Schulalter übergewichtig und 10 % fettleibig sind.
„Es wird geschätzt, dass zwischen 20 und 30 Prozent der Kalorien, die Kinder dort zu sich nehmen, aus hochverarbeiteten Lebensmitteln stammen“, warnte Brero, der dennoch Spaniens Bemühungen lobte, unter anderem den Nationalen Strategieplan zur Reduzierung der Fettleibigkeit bei Kindern (2022-2030) umzusetzen.
Krise in Industrieländern fest verankert Brero erklärt, dass dies in Ländern mit höherem Einkommen eine kritische und tief verwurzelte Situation sei. In Westeuropa beispielsweise habe die Fettleibigkeit in den letzten zwei Jahrzehnten nur um 1,2 Prozent zugenommen, während der stärkste Anstieg in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu verzeichnen sei.
In Südasien, so der UNICEF-Chefanalyst, habe sich die Fettleibigkeitsrate unter Kindern in diesem Zeitraum verfünffacht. Zu diesem Block gehören Länder wie Bangladesch, Bhutan, Indien, die Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka.

56 Prozent der Kolumbianer haben Gewichtsprobleme. Foto: iStock
Auch in Lateinamerika und der Karibik sieht es nicht gerade rosig aus. UNICEF sieht dort „eine erhebliche Herausforderung“ in Sachen Ernährung, unter anderem aufgrund des sehr hohen Konsums ungesunder Nahrungsmittel und Getränke.
„Achtzig Prozent der Jugendlichen konsumieren regelmäßig zuckerhaltige Produkte. In Ländern wie Mexiko und Brasilien beziehen Kinder fast 40 Prozent ihrer Kalorien aus hochverarbeiteten Lebensmitteln. Grundnahrungsmittel, die früher Vollkorngetreide waren, wurden durch Chips und Softdrinks ersetzt“, sagt Brero.
Besorgnis über den Konsum von Energydrinks UNICEF äußerte sich auch besorgt über den zunehmenden Konsum sogenannter Energydrinks oder Stimulanzien – reich an zugesetztem Zucker, Koffein und Taurin – unter jungen Menschen.
Die Organisation ist der Ansicht, dass die zuständigen Behörden die Marketingmaterialien für die Werbung dieser Getränke regulieren, sie mit Warnhinweisen versehen sollten, die auf ihre Inhaltsstoffe hinweisen, und sie nicht mehr als Sportgetränke vermarkten sollten.
„Wir müssen dazu beitragen, eine öffentliche Meinung zu schaffen, die diese Produkte als das wahrnimmt, was sie sind: giftig für Kinder und Jugendliche“, schloss der UNICEF-Berater.
eltiempo