Entdecken Sie das urbane Erbe von Michel Pacha auf dem Tamaris-Gesims bei einer Führung

Ende des 19. Jahrhunderts entschied sich Michel Pasha für Tamaris , weil ihn der Ort an den Bosporus erinnerte, wo er viele Jahre gelebt hatte. Wo Haussmanns Frankreich von rechten Winkeln geprägt war, zeichnete er ein Gesims, das ausschließlich aus Kurven bestand und sich wie ein Band am Meer entlangzog.
Der in Sanary geborene Kapitän machte sein Vermögen als Leiter der Leuchttürme im Osmanischen Reich, wo er ein ausgedehntes Netz von Seefeuern aufbaute, das durch ein System von Schifffahrtsrechten finanziert wurde. Mit seinem Reichtum konnte er seinen Traum verwirklichen: Er baute in Tamaris ein Schloss und schuf einen prestigeträchtigen Badeort.
Ein auffälliger Kontrast
In einem Arbeiterviertel, geprägt vom Trubel der Werften, zog er die High Society und berühmte Persönlichkeiten wie die Brüder Lumière und Gustave Eiffel an. Das Casino belebte das gesellschaftliche Leben: Man speiste dort, rauchte Zigarren, trank Schnaps und besuchte Shows. Das Schloss gegenüber dem Port du Manteau ist heute verschwunden und durch ein Wohnhaus ersetzt worden. Erhalten geblieben sind jedoch der Kiosk, die Kapelle, das Hausmeisterhaus und die Steingärten, diese sehr modischen Steindekorationen, von denen es in der Gegend noch rund sechzig gibt.
Ältere Menschen erinnern sich, wie sie als Kinder dort spielten und in den Ruinen „Himmelsstücke“ entdeckten. Der Zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren: Fünf Bombenangriffe trafen das Gebiet, und in der gesamten Gemeinde wurden 250 Todesopfer gezählt. Laut Aussagen des Dozenten Martin Grange hätten Granatsplitter das Gebäude mit Sicherheit beschädigt und es den vier Winden ausgesetzt.
Heute können Besucher dieses Erbe bei Führungen wiederentdecken. Schon von der Straße aus fallen die Fassaden im orientalischen Stil ins Auge, doch beim Aufstieg durch die Straßen entdeckt man eine Fülle von Eklektizismus: italienische Einflüsse, Alpenchalets und Residenzen mit mediterranen Akzenten. Die von Michel Pascha erbauten Villen existieren zwar noch, wurden aber von seiner Familie nach und nach verkauft. Nur das Haus, das seinem Kutscher geschenkt wurde, ist in Familienbesitz geblieben, wurde von Generation zu Generation weitergegeben und wird noch heute von seinen Nachkommen bewohnt.
Martin, unser Reiseleiter, ist voller Anekdoten; zögern Sie nicht, an dieser Führung teilzunehmen.
Mehr erfahren Nächste Führungen Dienstag, 12. August und Dienstag, 2. September, jeweils von 9.30 bis 11.30 Uhr. Preise: 10 Euro für Erwachsene, 3 Euro für Kinder von 6 bis 12 Jahren, frei für Kinder unter 6 Jahren. Anmeldung erforderlich an der Rezeption des Tourismusbüros oder telefonisch unter 04.94.07.02.21. Da es sich bei den Villen Michel Pacha um Privatbesitz handelt, können sie nicht besichtigt werden.
Infos: www.provencemed.com
Var-Matin