Walt Disneys Rückkehr als Roboter? Seine Enkelin ist dagegen

„Ich glaube, ich bin in Tränen ausgebrochen. Für mich sah es ihm überhaupt nicht ähnlich.“ Im vergangenen April präsentierte der Disney-Konzern der Öffentlichkeit den Entwurf einer Skulptur, die Walt Disney (1901–1966) darstellt. Sie sollte die laufenden Forschungsarbeiten zur Schaffung einer Animatronic von Mickey Mouses Schöpfer veranschaulichen – einer Art Roboter, der sich wie der amerikanische Produzent und Animator bewegen und sprechen und Ausschnitte aus Reden und Präsentationen vortragen würde.

Diese Animatronik ist das Herzstück von Walt Disneys „A Magical Life“ , einer neuen Show, die diesen Sommer im Disneyland Resort in Kalifornien startet und damit sein 70-jähriges Jubiläum feiert. Es wurde am 17. Juli 1955 von Walt Disney eröffnet und ist der älteste Themenpark der Gruppe.

Die Animatronic soll Walt Disney im Jahr 1963 darstellen, als er damals 62 Jahre alt war. Seine Enkelin Joanna Miller war damals sieben Jahre alt und hat lebhafte Erinnerungen an ihren geliebten Großvater. In einem Interview mit der Los Angeles Times sagte sie , sie sei in Tränen ausgebrochen, als sie das Roboterprojekt entdeckte. Bereits im November 2024 hatte sie die Initiative des Disney-Konzerns in einem Facebook-Post als „entmenschlichend“ bezeichnet.

Joanna Millers Argument: Sie behauptet, ihr Großvater hätte, obwohl technikbegeistert, nie Animatroniker werden wollen. Und auch ihre Tochter Diane Marie Disney (1933–2013), Joannas Mutter, habe ein solches Projekt abgelehnt, als sie Präsidentin des Walt Disney Family Museums in San Francisco war.

In einem Brief an Disney-Chef Bob Iger schrieb Joanna Miller, sie spreche „im Namen ihres Großvaters und ihrer Mutter“. Sie ist die einzige der neun Erben Walt Disneys und seines Bruders Roy, seines Geschäftspartners (und Minderheitsaktionärs des Konzerns), die sich zu Wort meldet. Doch ihr erstes Problem, so die Los Angeles Times, ist, dass Walt Disney tot ist. Ebenso seine Tochter Diane Marie und die meisten Menschen, die seinen Wunsch hätten bezeugen können, keinen Roboter zu imitieren. Es gibt keine schriftliche Aufzeichnung seines Wunsches.

Das zweite Problem ist der Erbin nur allzu bewusst: „Der größte Fehler ihrer Familie bestand ihrer Meinung nach darin, die Rechte am Namen, Image und der Ähnlichkeit von Walt Disney 1981 an die [nach ihm benannte] Gruppe zu verkaufen – im Tausch gegen Aktien im Wert von 46,2 Millionen Dollar“, berichtet die Los Angeleser Tageszeitung. Das entspricht rund 40 Millionen Euro. Kurz gesagt: Die Disney-Erben haben nichts mehr zu sagen.

Die Kontroverse zeige jedoch, dass die Schaffung einer Animatronic einer realen Person mit Nachkommen andere Probleme aufwerfe als die Produktion eines Roboters einer Figur aus einer Disney-Produktion, sei es Schneewittchen oder Fluch der Karibik, argumentiert die Los Angeles Times. Laut der kalifornischen Tageszeitung scheine es jedoch, dass einige der jüngeren Generationen schlicht nicht mehr wüssten, dass Walt Disney, bevor er eine Marke wurde, ein Mensch aus Fleisch und Blut war. Aus dieser Sicht könnte die Kontroverse positive Auswirkungen haben.