Zurück in Österreich feierte der junge Künstler JJ nach seinem Eurovision-Sieg als Nationalheld

Er kam mit einem Strauß roter Rosen in der Hand und einem breiten Lächeln an und schwang seinen Pokal unter dem Applaus und Jubel der Menge, die die Sicherheitsabsperrungen überquerte.
„Vielen Dank, dass Sie alle gekommen sind. Danke, dass Sie an mich geglaubt haben und so nett zu mir waren“, sagte er sichtlich gerührt zu einem begeisterten Publikum, das mit herzförmigen Luftballons, Regenbogenfahnen und Dankesbotschaften gekommen war.
In der Ankunftshalle war eine Soundanlage aufgestellt worden, die das Lied „Wasted Love“ wiederholte, das dem Countertenor seinen Titel einbrachte.
„Ich habe mir die Reaktionen in den sozialen Medien angesehen und alle waren von ihrer Stimme begeistert, in Amerika, in Australien, überall“, sagt die 52-jährige Samira Kalmar, die nie an ihrem Sieg gezweifelt hat.
Auch Barbara Mayer, 53, würdigt in Begleitung ihrer beiden Töchter die Künstlerin, die Europa in Erstaunen versetzt hat, indem sie zwischen zwei Balladenrefrains hohe Soprantöne erklingen lässt, bevor sie in einem Techno-Anstieg gipfelt. „Die Oper erinnerte an Wien, hatte aber auch eine moderne Komponente und eine gute Inszenierung“, beschreibt sie.
Die Ehrung für JJ – in der Stadt Johannes Pietsch – erfolgt am Montag im Kanzleramt, wo ihn am Vormittag Christian Stocker in Empfang nehmen wird, der tags zuvor seinen „großartigen Erfolg“ gelobt hatte.
„Perfekte Leistung“, „historischer Moment“, „mutige Inszenierung“ in Schwarzweiß: Die Presse des Alpenlandes ist voll des Lobes für das 24-jährige österreichisch-philippinische Wunderkind, das die 69. Ausgabe des Wettbewerbs im schweizerischen Basel gewann.
„Der Triumph ist makellos“, jubelt die Boulevardzeitung „Krone Zeitung“ und erinnert an den Erfolg der bärtigen Dragqueen Conchita Wurst vor elf Jahren in Kopenhagen.
Für die Tageszeitung „Der Standard“ spielt dabei vor allem die Qualität des Titels eine Rolle: Er „vereint Virtuosität und Originalität über die gesamte Gefühlspalette vom fragilen Gemurmel bis zur ekstatischen Explosion“, schwärmt das Blatt.
„Wien ist bereit“Sobald JJ gelandet war, dachte das ganze Land bereits darüber nach, was als Nächstes kommen würde. Denn nun gilt es, die Fackel für die Organisation des Wettbewerbs im Jahr 2026 von der Schweiz zu übernehmen.
„Wien ist bereit“, sagt der sozialdemokratische Bürgermeister Michael Ludwig, der sich gerne an das große Toleranzfest 2015 erinnert.
Aber auch einige Städte wie Innsbruck in Tirol sind im Rennen, zumal Basel gezeigt hat, dass der Wettbewerb nicht immer in einer Hauptstadt stattfinden muss.
Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ORF wächst die Sorge um die teure Sendung, die derzeit einer Schlankheitskur unterzogen wird, denn die finanzielle Lage in Österreich ist schlecht.
In der Schweiz werden die Kosten auf mehrere zehn Millionen Euro geschätzt, die zwischen dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen, der Gastgeberstadt und allen anderen Partnern aufgeteilt werden.
Doch die österreichische Regierung versuchte, beruhigend zu wirken. Kultur- und Medienminister Andreas Babler sagte, er sei sicher, dass „eine Lösung gefunden werden“ werde, um dieses Treffen zu organisieren.
Zumal die Folgen „eine riesige Chance“ seien, wie Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner sagte, schließlich seien Hunderttausende Menschen nach Basel gekommen.
Da das Land Mozarts in diesem Jahr den 200. Geburtstag des Walzerkönigs Johann Strauss II. feiert, sollte die Rückkehr des Eurovision Song Contest sein sehr klassisches Image als Land der Musik wieder aufpolieren.
Conchita Wurst hatte bereits mitgewirkt. Und es brach mit den Klischees eines konservativen Österreichs, das mehr an seinen Traditionen als an Innovationen hängt.
Nice Matin