Macbeth im Sferisterio, blutbefleckte palästinensische Flaggen auf der Bühne während des Abends mit Matteo Salvini.


Die palästinensischen Flaggen wurden am Freitag, dem 1. August, nach Macbeth im Sferisterio gehisst.
Macerata, 2. August 2025 — Ein großer Opernabend gestern beim Macerata Opera Festival verwandelte sich im Sferisterio in einen kraftvollen symbolischen Akt. Am Ende einer der beliebtesten Aufführungen von Giuseppe Verdis Macbeth, inszeniert von Regisseurin Emma Dante, erschienen zwei rot gefärbte palästinensische Flaggen, die dem Publikum entgegengestreckt wurden. Im Publikum befanden sich auch viele prominente Politiker (der gestrige Abend war den Bürgermeistern gewidmet), darunter auch Vizepremier Matteo Salvini, der die Vorstellung mittendrin verließ und die letzte Geste nicht mehr miterleben konnte. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Minister vor seiner Abreise aus Macerata noch einen Zwischenstopp bei der Regionalrätin und ehemaligen Bürgermeisterin von Macerata, Anna Menghi, einlegte, die sich vor der Vorstellung leicht unwohl gefühlt hatte und in die Notaufnahme gebracht worden war.
Die palästinensischen Flaggen waren eine kraftvolle, bedeutungsvolle Geste, die mit offensichtlicher Absicht auf die Bühne gebracht wurde. Im Herzen eines der renommiertesten Opernfestivals Italiens entschied sich die Kultur, nicht neutral zu bleiben. Das Sferisterio schloss sich damit zahlreichen Kulturstätten weltweit an, die in den letzten Monaten ihren Widerspruch zu dem, was viele als regelrechtes Massaker in Gaza bezeichnen, zum Ausdruck gebracht hatten. Und zwar mit der Wahl eines der eindringlichsten Werke über die Gewalt der Macht und das Blut Unschuldiger: der Tragödie Macbeth. Die vom Publikum gefeierte Aufführung bot zugleich Gelegenheit für eine politische und gesellschaftliche Verurteilung, die wortlos, aber mit einer kaum zu übersehenden visuellen Wirkung auf die Bühne gebracht wurde. Die drei Flaggen, klar auf das restliche Bühnenbild abgestimmt, erschienen beim Schlussgruß unter begeistertem Applaus des Publikums. Es gab keinen Widerspruch, keine Proteste, keine Buhrufe: nur sichtbare und spürbare Zustimmung, inmitten von „Bravi!“-Rufen der Logen und des Pressepublikums. Unter den Zuschauern der Vorstellung am Freitagabend befanden sich weitere prominente Persönlichkeiten aus Regierung und Regionalpolitik. Neben Salvini – der in der Ehrenloge neben Bürgermeister Sandro Parcaroli saß – waren Giorgia Latini, Vizepräsidentin der Kulturkommission, Guido Castelli, Kommissar für Wiederaufbau, und mehrere Provinzbürgermeister mit der Trikolore-Schärpe anwesend. Ein Publikum also, nicht nur theatralisch, sondern auch institutionell, das Zeuge eines der symbolträchtigsten Momente der Sommersaison in Macerata wurde. Die Regie von Emma Dante, die bereits 2019 präsentiert und für diese Ausgabe unter der künstlerischen Leitung von Barbara Minghetti wiederbelebt wurde, bestätigte ihre visuelle Kraft. Ein Werk, in dem Gewalt, Blut, korrupte Macht und Wahnsinn im Mittelpunkt der Erzählung stehen: ein idealer Kontext, um einen Bezug zur Tragödie des Nahen Ostens einzubauen. Die Bezüge zu aktuellen Ereignissen sind deutlich: blutige Hände, die nicht einmal alle Weltmeere wegwaschen können, gestürzte Tyrannen, Völker, die nach Freiheit rufen. Shakespearesche Themen, sicherlich, aber auch dramatisch zeitgenössisch. Auch künstlerisch hinterließ die Aufführung ihre Spuren. Nach der Enttäuschung über den Abend, der vor einigen Tagen wegen schlechten Wetters unterbrochen wurde, erlebte die Arena endlich eine vollständige Show, die durch die volle Kraft von Bühne und Musik noch verstärkt wurde. Der anhaltende Applaus am Ende war nicht nur der Qualität der Inszenierung geschuldet, sondern auch dem emotionalen und symbolischen Gesamterlebnis, das sie bot. Zu Beginn des Abends wurde der Show schließlich die Projektion der italienischen Flagge auf die große Arenamauer vorangestellt, gefolgt von Mamelis Hymne und den offiziellen Grüßen an Bürgermeister und Minister.
İl Resto Del Carlino