Kinderband Deine Freunde überrascht mit eigener Pizza-Idee

Florian Sumpf alias Flo (44) war früher Erzieher und Schlagzeuger bei der Teenieband Echt. Heute ist er Mitglied der erfolgreichen Kinderband Deine Freunde, zusammen mit Markus Pauli und Lukas Nimscheck.
Ihre Kinder sind zehn und acht Jahre alt. Sind die beiden bei der aktuellen Tour von Deine Freunde dabei?
Ja. Es ist aufregend für sie, das spannende Leben auf Tour mitzuerleben. Besonders toll finden sie es, Pauli und Lukas zu treffen. Ich als Vater punkte dagegen nicht mehr so. Für mich ist es schön, dass die Kinder mal mitbekommen, was ihr Papa so arbeitet.
Sie gehen jetzt auf Hallentournee, letztes Jahr waren Sie Open Air unterwegs. Was gefällt Ihnen besser?
Es ist wie bei der Frage, ob wir lieber im Studio sind oder auf Tour: Die Abwechslung macht den Reiz aus. Wenn wir ein Jahr lang an einem Album getüftelt haben, haben wir richtig Bock, wieder bei Konzerten unsere Lieder mit Menschen zu teilen. Und andersherum: Wenn wir auf Tour waren, freuen wir uns extrem darauf, uns zu dritt im Studio zu verkriechen und neue Musik zu schreiben.
Sie zitieren in Ihren Songs typische Elternsprüche wie „Du bist aber groß geworden“, machen Klassiker wie „Häschen hüpf“ zur Tanzhymne oder servieren witzige Sprachspiele wie „Quatsch mit Soße“. Wie entsteht ein Liedtext bei Deine Freunde?
Wir tauschen uns über unsere Kindheit aus. Ein gutes Thema ist eines, das damals schon auf dem Plan war, aber heute immer noch aktuell ist. Sprüche, die die Zeit überdauert haben, obwohl sie es eigentlich nicht verdient haben. So etwas wie „Mein lieber Freund, ich zähl‘ bis drei“. Das haben unsere Eltern schon gesagt, und es war damals so quatschig wie heute.
Sie nehmen in Ihren Songs den Familienalltag aufs Korn und haben neben den Kindern auch Eltern unter den Fans. Wie erklären Sie sich das?
Zu Beginn haben wir uns noch auf Kinderthemen konzentriert. Wir sind jetzt im 15. Jahr als Band und haben mit der Zeit gemerkt: „Ach krass, die Eltern singen und tanzen mit bei den Konzerten.“ Also haben wir auf jedem Album auch einen Elternsong, zum Beispiel über die Elternvertreterwahl in der Kita. Man denkt, die Kinder könnten mit diesem Thema gar nichts anfangen, weil sie noch nie bei einem Elternabend waren. Aber sie interessieren sich dann doch dafür, wenn man es interessant verpackt. Letztendlich macht es also keinen Sinn, diese Trennlinie zwischen Eltern und Kindern zu ziehen. Wir machen Musik für die ganze Familie. So schlau sind wir als Band nicht zur Welt gekommen, das haben wir erst durch den Austausch mit dem Publikum gelernt.
Mit Ende 20 haben Sie die Band gegründet, inzwischen sind Sie in den Vierzigern. Die Fans aus den Anfängen der Bandgeschichte sind inzwischen keine Kinder mehr. Was hat das mit der Band gemacht?
Junge Erwachsene sagen uns heute oft, dass wir mit unserer Musik ihre Kindheit begleitet haben. Das macht uns sehr stolz.
Wie ist die Rollenverteilung in der Band?
Die war am Anfang sehr klar: Pauli hat produziert, Lukas die Melodien geschrieben und ich die Texte. Mittlerweile wildern wir alle in den Gebieten der anderen. Wir haben das Gefühl, uns zu dritt so gefunden zu haben, dass jeder von uns dreien eigentlich alles macht.
Sie haben jetzt eine Pizza auf den Markt gebracht, passend dazu das Lied „Backe, backe, Pizza“. Tut so viel Merchandise einer Band gut?
Der Tonträgerverkauf geht gegen null zurück – da müssen Musiker eben andere Produkte an den Markt bringen. Musik ist für uns zwar viel mehr als ein Produkt, aber wir müssen dennoch kreativ werden und den Einnahmen-Einbruch kompensieren. Wir melken nicht die Kuh, solange sie Milch gibt. Wir wollen Sachen machen, bei denen die Leute sagen: „Das passt, das ist typisch Deine Freunde.“ Solange das gegeben ist, haben wir nichts dagegen, uns auch in anderen Gebieten breitzumachen.
Zum Beispiel auch im Buchbereich. Sie haben als Trio zwei Bände einer fantastischen Geschichte namens „Tür zu, es zieht!“ herausgegeben. Im Roman kommt eine fiktive Band namens „Schmalztopf“ vor – eine Spitze in Richtung gängiger Kindermusik, die oft nach Schlager klingt?
Nee, das soll es nicht sein. Wir wollten ernst zu nehmende Konkurrenten in der Geschichte, die mit fiesen Machenschaften wie Klickskaufen Erfolg haben. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, diese schlechte Musik für den Podcast zum Buch zu machen!
In den Geschichten spielen drei Musiker namens Lukas, Pauli und Flo eine Rolle. Inwieweit ist das Romangeschehen dem Leben entsprungen?
Es gibt fantastische Elemente wie die magische Dachbodentür, die uns in ein fremdes Universum führt. Aber was die Charaktere und unsere beruflichen Hintergründe anbelangt, ist da viel Wahres dabei. Pauli war wirklich DJ, Lukas hat sich in der Werbemusik und bei Musicals ausprobiert und ich habe zehn Jahre als Quereinsteiger in einer Kita und mit Jugendlichen gearbeitet. Wir wollen die Geschichte so lange weiterspinnen, bis wir irgendwann zu Deine Freunde werden – wie im echten Leben.

Haben Sie sich in Ihren Zeiten als Erzieher träumen lassen, dass Sie einmal als Musiker Hallen füllen würden?
Die Musik stand für mich immer schon im Zentrum, auch, als ich damit noch kein Geld verdient habe. Auf Klassentreffen, wenn die Mitschüler schon die Karriereleiter hochgeklettert waren und fest im Leben standen, habe ich immer noch gesagt: „Ich glaube fest daran, dass ich mit der Musik etwas erreichen kann.“ Mit dem Ausmaß des Erfolgs hätte ich dann aber doch nicht gerechnet.
Die Bandgeschichte begann 2011 mit dem Song „Schokolade“, den Sie als Erzieher für Ihre Schützlinge aufnahmen und der mittlerweile mehr als neun Millionen Treffer bei Youtube zählt. Können Sie davon, wie der Sprecher im Lied von der Schokolade seiner Oma, gar nicht genug bekommen, oder stellen sich Ermüdungserscheinungen ein?
Privat hören wir uns den Song nicht mehr an, aber wir spielen den seit 14 Jahren live und das macht immer wieder Spaß. Das Publikum singt den Song mit uns zusammen – und da gibt es Gott sei Dank gar keine Abnutzungserscheinungen.
Deine Freunde spielen unter anderem am 1. November in Leipzig, am 2. November in Münster, am 7. November in Dresden, am 16. November in Hamburg, am 28. und 30. November in Berlin, am 5. Dezember in Stuttgart, am 6. Dezember in Hannover und am 7. Dezember in Köln
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