Sprache auswählen

German

Down Icon

Land auswählen

Germany

Down Icon

Geheimtipp aus Deutschland: Mascha Schilinski in Cannes

Geheimtipp aus Deutschland: Mascha Schilinski in Cannes

"Ich bin sehr aufgeregt", verrät die 41-jährige Regisseurin und Drehbuchautorin im Interview des RBB, "ich freue mich wahnsinnig, aber die Aufregung überwiegt." Natürlich habe sie sich gewünscht, dass "In die Sonne schauen" auf einem großen Festival läuft. Der Film habe es schließlich verdient. "Aber gerechnet habe ich nicht wirklich damit. Das ist ein Filmemachertraum!"

In Erfüllung geht dieser Traum nun bei den 78. Internationalen Filmfestspielen von Cannes (bis 25. Mai). Hier sind deutsche Filmemacher, wie die Süddeutsche Zeitung süffisant bemerkt, "manchmal schwerer zu finden als ein vernünftiges Mittagessen unter 20 Euro." Doch diesmal trifft man sie an, wenn auch anders als gedacht.

Bekannte Regisseure wie Fatih Akin ("Amrum") und Christian Petzold ("Miroirs No. 3") stellen an der Croisette ihre neuen Filme vor, doch lediglich in Nebenreihen und nicht im Hauptwettbewerb. Im Rennen um die Goldene Palme steht, neben Autorenfilmstars wie Wes Anderson oder Kelly Reichardt, nur eine deutsche Filmkünstlerin - nämlich Mascha Schilinski. Zuletzt war das 2016 Maren Ade mit ihrem Film "Toni Erdmann" gelungen.

Ein Vier-Generationen-Porträt

Worum geht es in "In die Sonne schauen"? Der Film lenkt unseren Blick auf einen alten Vierseitenhof in einem kleinen Dorf der ostdeutschen Altmark. Dort leben beziehungsweise lebten früher vier Frauen, deren Geschichten das Filmdrama durch Zeitsprünge miteinander verwebt. So geschickt, dass im Laufe der Handlung die Grenzen zwischen den Figuren verschwimmen. Aus einem Vier-Generationen-Portrait entsteht ein Jahrhundertbild.

"Wenn wir durch die Räume des Hofes gegangen sind, haben wir die Jahrhunderte gespürt", erzählt Mascha Schilinski, "da kam eine ganz alte Kindheitsfrage von mir auf". Schon als kleines Mädchen, das in einer Berliner Altbauwohnung groß wurde, habe sie sie immer gefragt: "Was ist in diesen Wänden wohl alles schon passiert, wer genau saß schon mal an dieser Stelle, an der ich jetzt sitze? Was für Schicksale sind hier passiert? Was haben die Menschen hier schon alles erlebt und gefühlt?" Viele stellen sich solche Fragen, doch die Wenigsten machen einen Film daraus.

Das Filmstil aus "In die Sonne schauen" von Mascha Schilinksi zeigt eine Personengruppe in schwarzen Kleidern. Ein kleines Mädchen wendet den Blick dem Fotografen zu.
"In die Sonne schauen" zeichnet mit vier Frauenporträts ein JahrhundertgemäldeBild: Neue Visionen Filmverleih
Der weibliche Blick im Film

Bei Mascha Schilinski kommt hinzu, dass sie, wie schon in ihrem Debutfilm "Die Tochter" (2017), einem Psychodrama über eine komplizierte Eltern-Beziehung, nun erneut auf einen weiblichen Blick abhebt. Dieser weibliche Blick sei ihr und auch ihrer Ko-Autorin Louise Peter sehr wichtig, sagt Mascha Schilinski, weil er viel zu selten vorkomme. "In die Sonne schauen" erzählt die Geschehnisse denn auch aus Sicht von Frauen. "Es geht im Film viel um Blicke, welchen Blicken Frauen über ein Jahrhundert hinweg ausgesetzt sind, wie es sich heute anfühlt und auch wie sich das weiterträgt, in die Körper einbrennt."

Eine junge Frau steht vor dem Spiegel und betrachtet ihren Körper.
Der weibliche Blick im Film "In die Sonne schauen" Bild: Neue Visionen Filmverleih

Mascha Schilinskis Weg zum Film klingt wie vorgezeichnet: Sie ist die Tochter einer Filmemacherin, die sie schon als Kind zu Drehorten und Filmsets begleitet. Während ihrer Schulzeit schauspielert sie in Fernseh- und Kinofilmen. Danach arbeitet sie als Casterin, absolviert Praktika in der Filmindustrie, reist durch Europa und arbeitet als Zauberin und Feuertänzerin für einen kleinen Wanderzirkus. Nach einer Autorenausbildung an der Filmschule Hamburg lässt sie sich als freie Autorin für Serien und Filme in Berlin nieder.

Schon ihr Erstlingsfilm "Die Tochter", der auf der Berlinale 2017 lief, brachte Mascha Schilinski viel Aufmerksamkeit. Die Nominierung für Cannes dürfte ihrer Karriere erst recht einen gehörigen Schub verleihen. Als die Einladung aus Cannes kam, habe sie es gar nicht glauben können. "Ich musste erstmal nachlesen, ob 'Official Selection' irgendeine Nebenreihe ist oder wirklich der Wettbewerb", erzählt Mascha Schilinski. "Wir haben den Film bei allen drei A-Festivals eingereicht. Also in Berlin, Venedig und Cannes. Wir wussten noch nicht mal, ob die jeweiligen Auswahlselektionen den Film überhaupt angucken. Niemand kennt uns." Doch kurz vor Weihnachten sei die Nachricht gekommen, darin stand: "Herzlichen Glückwunsch, Ihr seid im Wettbewerb von Cannes!"

dw

dw

Ähnliche Nachrichten

Alle News
Animated ArrowAnimated ArrowAnimated Arrow