Dächer der Welt: Der höchste Berg Europas?

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Ob der Elbrus oder der Mont Blanc der höchste Berg Europas ist, hängt von der Definition der innereurasischen Grenze ab. Diese ist jedoch sehr umstritten, da Asien und Europa nicht auf natürliche Weise durch ein Meer voneinander getrennt sind, sondern nahtlos ineinander übergehen. Die künstliche Trennung der Kontinente ist auf die alten Griechen zurückzuführen, die sich als kultivierter ansahen als die Völker im Osten und sich daher von ihnen abgrenzen wollten. Diese Vorstellung verfestigte sich mit dem Sieg der Perserkriege. So zogen sie von der Ägäis über den Bosporus und den Kaukasus bis hin zum Kaspischen Meer eine Grenze, hinter der sich aus ihrer Sicht die "Barbaren" befanden.
Der Elbrus liegt im Südwesten Russlands, nahe der georgischen Grenze. Er ist ein ruhender Schichtvulkan mit zwei stark vergletscherten Gipfeln. Der Westgipfel ist 5642 Meter hoch und damit der Höchste Europas und des gesamten Kaukasus (falls man ihn zu Europa zählt). Zudem gibt es noch den etwa 40 Meter niedrigeren Ostgipfel, der über einen Krater mit ca. 250 Meter Durchmesser verfügt. Es wird vermutet, dass sich der letzte Ausbruch vor etwa 2000 Jahren ereignet hat.
Der Name leitet sich vermutlich vom georgischen Wort für "Kegelförmiger Berg" ab, auf Georgisch იალბუზი Ialbusi. Er wurde lange als heilig angesehen und durfte deshalb nicht bestiegen werden.
Der Ostgipfel wurde angeblich das erste Mal am 22. Juli 1829 durch Kilar Chatschinow bestiegen, jedoch wird der Erfolg dieser Expedition heute angezweifelt. Die Erstbesteigung des Westgipfels gelang den Engländern Frederick Gardiner, Florence Crauford Grove und Horace Walker mit dem Schweizer Expeditionsführer Peter Knubel am 26. Juli 1874.
Die erste Skibesteigung gelang Carl Egger und Guido Miescher 1914.
Die meisten Besucher besteigen den Elbrus aus südlicher Richtung. Viele fahren mit der Elbrus-Seilbahn bis auf etwa 3800 m, wo sie in einen Sessellift umsteigen, der sie bis auf eine Höhe von etwas mehr als 4000 m Höhe bringt. In diesem Bereich liegen auch die bewirtete Hütte "Diesel-Hut", sowie die sogenannten "Botschki". Das sind zylinderförmige Unterkünfte, die jeweils Platz für 6 Personen bieten und vorwiegend den Ausgangspunkt für die Gipfelbesteigung darstellen.
Dort hält man sich auf, bis man ausreichend akklimatisiert ist und das Wetter den Aufstieg ermöglicht. Am Aufstiegstag müssen dann noch etwa 1600 Höhenmeter bewältigt werden, um den Westgipfel zu erreichen.
Der Weg zum Gipfel ist technisch sehr einfach, sollte aber aufgrund der Höhe und der starken Wetterumschwünge mit orkanartigen Stürmen und Temperaturen von bis zu -30 Grad nicht unterschätzt werden. Es gibt regelmäßig Todesfälle, die auf nicht ausreichende Akklimatisierung oder die Unterschätzung des Wetters zurückzuführen sind. Ein ortskundiger Bergführer ist daher ratsam.
Die beste Zeit, um den Elbrus zu besteigen, ist von Mai bis September.
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