Bedri Baykams Pariser Ausstellung in Le Monde

Der französische Kunstkritiker Harry Bellet hat eine umfassende Rezension der Ausstellung „Demoiselles Revisited“ des Künstlers Bedri Baykam in der Galerie S/Beaubourg in Paris verfasst. Der Artikel erschien in der Ausgabe vom 17. Juni 2025 der Zeitung Le Monde.
Der Artikel in Le Monde wurde mit dem Spot „Galerie S/Beaubourg stellt die Werke des vielbeachteten und dissidenten Neoexpressionisten Bedri Baykam aus“ vorgestellt und gleichzeitig auf die Vielseitigkeit des Schaffens des Künstlers und seine facettenreiche Persönlichkeit aufmerksam gemacht.
„WIE EIN AUSDRUCK MEHRERER LEBEN“Harry Bellet wies auf Baykams Verwendung verschiedener Techniken hin, darunter auch Lentikulararbeiten, und interpretierte diese Vorgehensweise so, als hätte er „viele Leben gelebt“. Der Artikel hob hervor, dass der Künstler schon in jungen Jahren als „Wunderkind“ anerkannt wurde, an Tennismeisterschaften teilnahm, 32 Bücher verfasste und insbesondere sein Buch „Das Recht der Affen zu malen“ (1994) über die Ausgrenzung von Künstlern im westlich geprägten System schrieb.
Bellet betonte, dass die Auswirkungen dieses Ansatzes bis zur Biennale von Venedig 2024 reichen und dass Baykam sein Werk mit dem Titel „Art History Map“ aus dieser Motivation heraus geschaffen habe.
REFERENZEN VON PICASSO BIS ISTANBUL UND PARISDer Artikel erinnerte daran, dass Picassos berühmtes Gemälde „Die Damen von Avignon“ (1907), das Baykam in der Ausstellung besprach, von einem Bordell in Barcelona inspiriert war. Baykams Parallelen zu einem historischen Bordell namens „Varol“ in Istanbul und dem berühmten Madame Claude in Paris wurden auf humorvolle Weise in den Artikel aufgenommen.
Politische Identität und persönliche Geschichte stehen ebenfalls auf der TagesordnungBellet erwähnte auch Baykams künstlerische Identität, etwa seine siebenjährige Amtszeit als Weltpräsident der der UNESCO angeschlossenen International Art Association, seine Gründung von Piramid Art in Istanbul, seine Zugehörigkeit zu Fenerbahçe, seine Artikel für die Zeitung Cumhuriyet und seine Mitgliedschaft in der CHP.
Er fügte hinzu, dass die vom Vater des Künstlers geerbte CHP-Identität ihn dem Parteivorsitzenden Özgür Özel und dem inhaftierten Präsidentschaftskandidaten Ekrem İmamoğlu näher gebracht habe.
Bellet erinnerte auch daran, dass Baykam 2011 wie durch ein Wunder einen Messerangriff auf den Bildhauer Mehmet Aksoy überlebte, nachdem er an einer Versammlung gegen den Abriss des „Denkmals der Menschlichkeit“ teilgenommen hatte. Er wies darauf hin, dass Freunde wie Muammer Aksoy, Uğur Mumcu und Ahmet Taner Kışlalı bei ähnlichen Angriffen ihr Leben verloren.
Er schloss seinen Artikel mit der Feststellung, dass dem Künstler nach seiner Rückkehr aus Amerika die Tendenz zum politischen Islam in der Türkei aufgefallen sei und er seinen Traum für sein Land als „einen Rechtsstaat, der Museen statt Moscheen und Gefängnissen baut“ zum Ausdruck brachte.
Die Ausstellung kann bis Samstag, 28. Juni, besucht werden.
Cumhuriyet